Tag 8: White Springs, FL – Monticello, FL

Mittwoch, 16. May 2007; 127 km – bis jetzt 817 km

Der Tag ist sehr heiß und insgesamt sehr schön. Die hügelige Landschaft ist hier noch weniger besiedelt als bisher schon.

Ich habe im Brahman Inn bei Monticello genächtigt. Es ist ein einfaches Motel, aber in Ordnung.


Tag 9: Monticello, FL – Quincy, FL

Donnerstag, 17. Mai 2007; 122 km – bis jetzt: 939 km

Der heutige Tag ist wieder wenig ereignisreich. Es geht oft hoch und wieder runter, fast genauso wie gestern schon. Manchmal ganz sanft, aber manchmal auch steil. Die Temperatur ist wieder sehr hoch, so 31 °C. Ich muss etwa sechs Liter trinken. Der Wind kommt leider von vorne (aus Westen).

Die Übernachtung ist in der ehemaligen Residenz des Gouverneurs, im Allison House Inn, Quincy, Fl.


Tag 10: Quincy, FL – Chattahoochee, FL

Freitag, 18. Mai 18, 2007; 35 km – bis jetzt: 974 km

Ich mag Fast Food, war schon in fast jeder Kette und habe deren „Menüs“ genossen. Heute finde ich zur Abwechslung mal ein Chinarestaurant. Die hatten ein Buffet mit einer Menge verschiedener Gemüse, und auch sonst war es sehr vielgestaltig - schon fast so etwas wie Vollwertkost, im Gegensatz zur bisherigen doch sehr einseitigen Ernährung.

Heute ist ein Erholungstag. Mein Zelt steht jetzt am Lake Seminole in Georgia. Es ist ein wunderschöner, einsamer Flecken. Die Sonnenuntergänge sind atemberaubend hier.


Tag 11: Chattohoochee, FL – DeFuniak Springs, FL

Samstag, 19. Mai 2007; 146 km – bis jetzt: 1.120 km

Und wieder so ein wundervoller Tag. Es ist heiß, vor allem weht Rückenwind. Meine Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt beachtliche 19,5 km/h, was viel für mich ist. Der Weg führt entlang der US 90, das ist weniger traumhaft, aber kerzengerade und nur ab und zu sorgt ein Kürvchen für etwas Abwechslung.

Unterwegs treffe ich zwei Langstreckenradler. Der Zweite ist sogar ein Deutscher, Hermann aus Bayern, der die Southern Tier Route von West nach Ost radelt.


Tag 12: DeFuniak Springs, FL – Milton, FL

Sonntag, 20. Mai 20, 2007; 105 km – bis jetzt: 1.225 km

Jetzt ist es sehr ländlich. Ich bin ein einsamer Radfahrer inmitten im Nirgendwo. Ein eigenartiges Gefühl für einen Europäer wie mich.

Ich habe ständig Hunger. Um halb zwölf genieße in einem Convenience Shop ein hervorragendes zweites Frühstück. Serviert wurden Rühreier, Speck und Toastbrot.

Als ich am Hotel in Milton ankomme, bin ich am Ende meiner Kräfte. Es ist heiß und insbesondere sehr schwül, 28 °C.


Tag 13: Milton, FL – Dauphin Island, AL

Montag, 21. Mai 2007; 133 km – bis jetzt: 1.358 km

Heute ist wieder so ein einzigartig schöner Tag, brillanter Sonnenschein und großzügiger Rückenwind. Nur die US 90 trübt das Bild. Diese Straße ist auf Teilstücken sechsspurig mit einigen rücksichtslosen Auto- und Lastwagenfahrern. Ich bin da mittendrin.

Der Campingplatz auf Dauphin Island, AL, hat einen kleinen Kiosk. Ich habe aber großen Hunger und finde rund 10 km entfernt einen Lebensmittelladen. Der wird gerade geschlossen. Man schenkt mir eine kleine Pizza, die übrig geblieben ist. Zusammen mit dem Gekauften kann ich mir den Bauch richtig vollschlagen.


Tag 14: Dauphin Island, AL – Vancleave, MS

Dienstag, 22. Mai 2007; 115 km – bis jetzt: 1.473 km

Um von Dauphin Island wieder auf das Festland zu gelangen, muss man die riesige und ziemlich lange Dauphin Island Bridge benutzen.

Alabama habe ich durch die Vordertür bei Orange Beach betreten. Da ist es außerordentlich radfahrerfreundlich mit besonders breiten Radwegen und jeder Menge Touristen. Heute habe ich Alabama durch eine Hintertür bei Dees wieder verlassen. Die Straßen sind holprig und jede Menge Hunde kläffen aus den Grundstücken, während ich vorbeifahre. Insgesamt überwiegen gerade noch die positiven Eindrücke.

Die Leute hier in Mississippi sind etwas schwierig zu verstehen und für Radfahrer gibt es auf den ersten Kilometern keine Möglichkeiten irgendetwas zu kaufen oder Wasser zu tanken. Auch Bänke oder Rastplätze mit Sitzgelegenheiten sind, wie bisher, nicht oder nur schwer zu finden. Wie immer ist aber das Wetter großartig. Auf dem kurzen Stück in Mississippi haben mich heute mehrmals Hunde „gejagt“. Die kommen, meist zu zweit, aus dem Grundstück und manche sind sehr robuste Exemplare. Ich schreie sie an und sprühe Pfefferspray, was hilft: Sie verlieren ihr Interesse an mir. Leider ist es nicht möglich den Verlauf solcher Begegnungen vorherzusehen.

Der Bluff Park Campground bei Vancleave ist von der gleichen miesen Qualität wie der bei Hawthorne. Ich bekomme einen 30 $ Flecken für mein Zelt neben der Abwasserleitung eines Hauses mit entsprechenden Düften. Die sanitären Anlagen für Camper sind zerstört und der gesamte Campingplatz überfüllt. Wieder bin ich mir nicht im Klaren darüber, wie sicher ich hier übernachte. Über Nacht entschließe ich mich, die Radtour abzubrechen. Ich möchte weder einen Hundebiss erleiden noch in sonstige bedrohliche Situationen geraten. Ich kann einfach die Gefahren nicht richtig einschätzen. Der Plan ist, nach Mobile zu radeln und dort einen Leihwagen zu mieten, mit dem ich die Tour fortsetzen will.


Tag 15: Vancleave, MS – Mobile, AL

Mittwoch, 23. Mai 2007; 84 km – bis jetzt: 1.557 km

Heute werde ich meine Fahrradtour, zumindest vorläufig, beenden, da ich finde, dass sie für mich zu gefährlich ist.

Es sind drei Ursachen, die zu dieser Entscheidung beigetragen haben:

  • Leider sind die Hundeattacken keine Einzelfälle. Bisher wurde ich nicht gebissen. Bei der Häufigkeit ist es nur eine Frage der Zeit, bis es soweit ist.
  • Auf den großen Highways nehmen viele Fahrer keine Rücksicht auf einen Radfahrer. Manche haben Anhänger, die breiter als der Wagen sind und diese Anhänger sind mir mehrmals extrem nahe gekommen.
  • Auf manchen Campingplätzen kann ich nicht einschätzen, ob ich als einsamer Jüngling noch sicher bin. Auf diesen Campingplätzen leben Dauercamper und ich erlebe die Atmosphäre als eigenartig. Da sind auch immer einige junge Kerle, die aus Papiertüten trinken. Ich bin weit und breit der einzige mit Zelt. Helfen würde mir niemand.

Ich werde mir also einen Leihwagen mieten und die nächsten Wochen damit weiterfahren. Die Radreise ist jedenfalls vorerst beendet.