Es geht am Loch Ness entlang und vorbei am Urquhart Castle (Auf dem Bild im Hintergrund etwas zu erkennen). Die Landschaft ist jetzt viel lieblicher. Und das Beste: Am Nachmittag ist es windstill.
In Fort Augustus treffe ich einen e2e-er meines Alters, der in Gegenrichtung unterwegs ist. Er hat die Übernachtung vorgebucht, war zu schnell und vertrödelt jetzt die übrige Zeit. Pro Tag habe ich im Schnitt einen Radfahrer gesehen, von dem ich vermutete, dass er auf der gleichen Tour ist.
Dann entdecke ich auch noch einen kleinen Achter im Hinterrad. Den kann ich nicht reparieren und muss die Bremse etwas öffnen, so dass sie nicht an der Felge schleift.
Vorbei geht es am Ben Nevis, der mit 1.344 m der höchste Berg Schottlands und Großbritanniens ist.
Fort William ist ein Touristennest. Ein B&B für einen Einzelnen ist nicht so leicht zu bekommen. Schließlich vermittelt mir eine Landlady ein B&B in einem Vorort in einem ehemaligen Kinderzimmer. Ich habe wieder mal Glück.
Der Tag heute war locker und trotz einer Pause von einer Stunde komme ich verhältnismäßig früh an und kann mich so von den Anstrengungen der Vortage etwas regenerieren. Dieses langsamere Fahren erklärt auch, dass trotz des heutigen Rückenwindes die Durchschnittsgeschwindigkeit gegenüber den Vortagen nur unwesentlich höher ist.
Ein Tag ohne Gegenwind. Wieder geht es durch die Berge der Highlands, jetzt auch auf zum Teil viel befahrenen A-Roads. Es sind zwei richtige Pässe zu überwinden: Pass of Glencoe Loch und Aonach Eagach Glen, die wieder stark an die Alpen erinnern. Die A-Roads sind teilweise wie eine Autobahn ausgebaut und für Fahrradfahrer brandgefährlich. Leider sind sie in Schottland mangels Alternativen nur schwer vermeidbar.
Der Nachmittag, auf einem Fahrradweg entlang am Loch Lomond, ist dafür eine Entschädigung, da ist es einfach sehr schön.
Kurz vor der Erskine Bridge ist dann noch etwas „very british“-es zu sehen. Da spielen Männer mit Kegel-Kugeln Boule und nennen es Bowls.
Zur Übernachtung wird ein B&B in einem Pub extra für mich wiedereröffnet. Die Betreiberin hatte wirklich Mitleid. Es gibt zwar kein Frühstück, aber ich erhalte ein paar Cerealien, einen Liter Milch und einen Liter Fruchtsaft. Und zum Abendessen besorgt sie mir noch wunschgemäß ein Menü aus dem McDonald’s. So viel Glück ist unverdient.
Es ist ein angenehmer Tag. Am Vormittag fühlt sich das Fahren zwar wieder etwas zäh und schleppend an, am späten Nachmittag läuft es dafür richtig gut. Die Anstrengungen der ersten Tage scheinen verdaut zu sein. Die Steigungen sind hier moderat und kurz. Die Landschaft ist jetzt hügelig (not very hilly), also keine Highlands mehr. Erst ist es sonnig, dann bewölkt und fast windstill. Am Abend kommen noch ein paar Tropfen Niederschlag hinzu.
Das B&B war diesmal sehr nobel, es war nichts anderes zu finden. Die vorherigen haben mir aber besser gefallen.
Nicht weit von Dumfries das bekannte Heiratsparadies, der Ort Gretna Green mit seinem Kissing Gate. Die schottische Seite ist für Blitzhochzeiten präpariert. Gretna Green liegt an der Grenze zwischen Schottland und England.
Am Vormittag ist es flach mit Rückenwind, dann wird es aber steil und bergig (very hilly), eine, wie ich finde, typische englische Bauernlandschaft. Die Nebenstraßen verlaufen teilweise zwischen hohen Büschen.
Es gibt da ein Dorf, bei dem die Gitterroste (Cattle grid) in der Straße die Tiere vom Verlassen des Dorfes abhalten sollen: Das ist sehr erfolgreich, wie zu sehen. Aber genau so habe ich mir Großbritannien auch vorgestellt.
An diesem Tag tröpfelt es zweimal ein bisschen, das stört nicht weiter. Ein B&B in Kirkby Lonsdale ist leicht zu finden und die Landlady hat erst ein paar Tage zuvor Radfahrer beherbergt, sie kennt die Sonderlocken.