Fast den ganzen Tag radle ich wieder durch diese englische Modelllandschaft: Felder, enge Straßen zwischen Büschen oder Steinmauern, alte Städte und betagte Inns, die wegen des guten Wetters auch gut besucht sind.
Bei strahlender Sonne geht es ständig hoch (bis 200 m) und natürlich wieder runter und einmal ist der Anstieg deutlich länger und steiler als jemals in den schottischen Highlands - schon ein kleiner Mittelgebirgspass (bei Newton). So um die Mittagszeit bewölkt es sich, dafür bin ich dankbar, denn ich habe gewaltig geschwitzt.
Je mehr ich mich Liverpool nähere, desto schmutziger sind die Städte. Ein Highlight dieser Art ist Blackburn, der Name Programm.
In St. Helens ist, wie oft in größeren Städten, trotz intensiver Suche kein B&B zu finden. Ich übernachte also in einem Hotel, im Premier Travel Inn.
Heute ist eine gemütliche Etappe. Die Gegend ist etwas flach, ich muss in und um Liverpool oft nach dem Weg fragen und in Liverpool selbst gibt es eine kleine Hafenrundfahrt. Ich habe also Zeit zum Fotografieren.
Vorgesehen war eigentlich nur eine Überfahrt von Pier Head nach Seacombe, die dann nicht direkt, sondern in einem großen Bogen im Hafen erfolgt und so zu einer ungewollten Rundfahrt ausgedehnt wird.
Liverpool erlebe ich, bis auf das Zentrum, meist als schmutzig und ungepflegt. Dazu regnet es auch noch. Eine "tolle" Stimmung.
Dann beginnt wieder das englische Bilderbuch wie hier am Shropshire Union Canal, auf dem unzählige Hausboote schwimmen, oder wie das Post Office in Wrenbury.
Ich übernachte in Drayton Market. Da gibt es einige Häuser im Tudor-Stil. Das B&B ist wieder auf Radfahrer eingestellt; Es ist als fahrradfreundliches B&B in den e2e-Routen des britischen Fahrradclubs registriert. Ich bin durch Zufall hier gelandet und sehr gut aufgehoben.
Nachtrag: Die Anzahl der Fotos sagt mir im Nachhinein, dass ich an diesem Tag keine Lust auf das Radfahren hatte. Das gibt es eben auch mal und zudem war Sonntag.
Über den Tag gibt es nichts Besonderes zu berichten, wie gestern führt mein Weg abseits der Hauptstraßen durch das englische Bauernland. Teilweise gibt es keine Beschilderung, ich muss eben fragen, und wenn gerade niemand zum Fragen da ist, auf das nächste Fahrzeug warten.
Die Tour führt durch Ironbridge. Die gleichnamige 30 Meter lange aus dem Jahre 1778 stammende Eisenbrücke über den Fluss war weltweit die erste Eisenbrücke, die überhaupt gebaut wurde. Sie gab nicht nur der Ortschaft, sondern auch der Schlucht, die mit der Brücke überspannt wurde, den Namen.
Übernachtet habe ich im B&B des Hopbine Hotel, das von einer älteren Dame geführt wird. Das Frühstück ist miserabel, aber immerhin werde ich mit My Dear angeredet.
Die Landschaft ist wieder äußerst ansprechend, teilweise auch sehr unberührt, insbesondere am Wye River. Ein Straßenschild weist eine 1:8 Steigung aus, das sind 12,5 %. Schon ganz ordentlich, aber es soll noch besser kommen.
Den ganzen Tag habe ich starken Gegenwind und am Abend fällt etwas Regen.
In Tintern entdecke ich zwei Sehenswürdigkeiten: Zuerst die Old Railway Station und dann Tintern Abbey.
Ein B&B ist in Keynsham nicht zu finden. Man schickt mich schließlich zu einem Inn am anderen Ende der Stadt mit dem Hinweis, dass dieses Inn auch B&B anbietet und noch etwas frei sein könnte. Leider stellt sich heraus, dass kein Zimmer mehr für mich frei ist. Aber zwei Gäste kennen ein B&B abseits auf einem Hügel bei einer Gärtnerei und arrangieren die Unterkunft für mich. Es war eine exzellente Unterkunft.
PS: Der einzige Hinweis auf dieses B&B ist ein Hinweisschild auf dem Parkplatz der Gärtnerei. Dieses B&B finden nur Insider.