Von Salzburg nach Waldkirch

Dienstag, 30. August bis Montag, 05. September 2011; 819 km

Mein Fahrrad läuft wieder normal. Ich bin auf dem Königsee-Bodensee-Radweg. Schon seit Wochen treffe ich auf den Radwegen keine Radtouristen mehr. Das ist jetzt anders, der Radweg ist gut befahren. Allerdings lässt das Wetter zu wünschen übrig. Für diese kühlen Temperaturen bin ich zu dünn angezogen: Hose, Hemd und Sandale sind zu wenig. Häufiger kommen mir dick eingemummte Radfahrer entgegen.

Mein Mittagessen ist ein Brötchen mit Fleischkäse. Am späten Nachmittag gönne ich mir noch ein Eis und verzehre dazu den mitgebrachten Doppeldecker mit Banane. Zum Abend gibt es ein Bier und gebratene Klöße. Das macht pappsatt.

Ich übernachte in Bad Feilnbach im Seebacher Hof. Der serviert das liebloseste Frühstück der ganzen Tour. Es gibt zu zwei aufgebackenen Brötchen noch etwas Butter und knapp 1 ½ Tassen Kaffee. Ich würge die trockenen Brötchen. Hier wird man mich nicht mehr sehen.

Es ist ein schöner Tag: Einerseits warm, gleichzeitig etwas frisch, gerade richtig für die schwierigen Passagen zwischen Hausham – Gmund – Bad Tölz. Ich muss zweimal absteigen und bergauf schieben, es ist einfach zu steil und der Schotter zu locker. Das heutige Stück kann zum gestrigen nicht gegensätzlicher sein. Gestern war die Strecke lieblich, heute hat es giftige Anstiege, insbesondere zu einem Golfplatz. Der Golfplatz als solcher ist top gepflegt. Der Radweg, der mitten hindurchführt, etwas verkommen.

Das Preisniveau für Einzelzimmer ist mir in Kochel a. See zu hoch. Die wollen glatt 37 €. Ich fahre weiter und nehme mir schließlich in Schlehdorf im Klosterbräu ein Zimmer. Es ist riesig und mit Museumsmöbeln ausgestattet, kostet aber ebenso 37 €.

Während des ausgiebigen Frühstücks geht ein Gewitter mit sehr starkem Regen nieder. Ich lasse mir Zeit; bald nieselt es nur noch und hört dann ganz auf. Das wird heute nicht der einzige Nieselregen bleiben. Die Niederschläge sind ganz angenehm, denn es hat wieder enorme Steigungen. Durch die Kühlung sind die leichter zu ertragen. Trotz der schwierigen Strecke kommen mir bis Füssen viele Radtouristen entgegen.

Am Hopfensee ist es ausgesprochen schön. Dann beginnen gleich wieder diese Steigungen. Ich will heute nicht mehr und finde in Schweinegg eine Unterkunft. In der nahe gelegenen Kögelalm ist ein Kaiserschmarrn mein Abendessen.

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Während des Heimweges von der Alm setze ich mich auf eine Bank und genieße das Alpenpanorama in der untergehenden Sonne. Im Vordergrund mäht gerade ein Traktor die Wiese und lädt das Gras in einen Wagen. Weiter im Süden und Westen sind vereinzelte Wälder zu sehen und im Hintergrund die im Abendrot der Sonne glühenden Alpen. Welch eine Stimmung hier in Schweinegg.

Wieder das gleiche Wetter wie gestern, ab und zu fällt leichter Niederschlag. Bald ist Immenstadt erreicht. Im Zipfel-Pass fehlt noch der Stempel von Oberstdorf, also mache ich einen Abstecher auf dem Iller-Radweg, der mit moderater Steigung nach Oberstdorf führt. Dort besteht man strikt auf der Einhaltung der Passbedingungen: Ich soll hier übernachten. Selbst der stellvertretende Kurdirektor lässt sich nicht erweichen. Unverrichteter Dinge fahre ich auf dem Iller-Radweg zurück. Später, von zu Hause, versuche ich durch schriftliche Eingabe doch noch den Stempel zu erhalten. Und tatsächlich, Oberstdorf lässt sich erweichen. In Erinnerung behalte ich die Stadt als äußerst kleinlich, mit belehrenden Angestellten.

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In Bühl am Alpsee war ich als Kind zur Erholung. Das Haus steht noch. Ich habe es nach Jahrzehnten nicht wiedererkannt.
Weiter geht die Fahrt entlang einer Bahnlinie nach Oberstaufen. Die Steigungen sind jetzt moderat.

In Röthenbach finde ich sofort eine Unterkunft im Gästeheus Sontheim. Die Wirtin achtet sehr auf Reinlichkeit und merkt sofort, wenn ein Handtuch am falschen Platz zum Trocknen hingelegt wird.

Nach dem gestrigen Kaiserschmarren gibt es heute eine weitere Spezialität: Käsespätzle.

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Nach dem Frühstück und Beladen des Rades hat es einen Plattfuß. Das ist weiter nicht schlimm, denn die Werkstatt ist gleich im Haus. Vor der Reparatur werde ich nochmals darauf hingewiesen, dass keine feuchten Handtücher auf der Bettkante liegen dürfen.

Bei wunderbarem Wetter, die Sonne scheint aus einem wolkenlosen Himmel, fahre ich nach Lindau hinunter und habe eine unangenehme Begegnung mit einem Schäfer. Der treibt versehentlich seinen Hütehund in mein Vorderrad. Ich falle vom Fahrrad auf eine Wiese. Zum Glück bleiben alle Beteiligten unverletzt.

Zwischen Lindau und Meersburg ist Touristenrummel. Alle Ferienwohnungen sind belegt. Ab Konstanz wird es dann besser und ab Radolfzell suche ich ein Zimmer. In Moos werde ich fündig. Es ist vermutlich das letzte freie Einzelzimmer am Bodensee, das nicht meinen Preisrahmen sprengt.

Obwohl ich heute 120 km zurückgelegt habe und ein paar Steigungen nehmen musste, bereitet mir die Stecke keinerlei Probleme. Ich bin jetzt gut trainiert. Essen musste ich auch fast nichts, nur eine Nussecke und eine Banane den ganzen Tag über.

Am nächsten Morgen ist man im Hotel kurz davor mich als Zechpreller zu klassifizieren. Ich habe den Zimmerschlüssel auf dem Frühstückstisch liegen lassen und hole mein Rad aus dem anliegenden Schuppen, habe aber noch nicht bezahlt. Man sucht mich bereits.

Von wegen lockere Radtour am Rhein. Auf der Schweizer Seite zwischen Schaffhausen und Eglisau hat es unverhofft scharfe Steigungen. Dafür gewährt die Hochrheinschlucht malerische Einblicke.

Am Nachmittag setzt ein angenehmer Nieselregen ein. So ab 16:00 Uhr wird daraus ein unangenehm starker Regen. Ich fahre auf ungeteerten Wegen und vermatsche wieder zusehends.

Es regnet einfach weiter. In Zurzach bemerke ich einen platten Reifen, ausgerechnet bei diesem Wetter. Den flicke ich wegen des Regens unter einem Baum. Aus dem angrenzenden Haus kommt eine Frau und erkundigt sich. Sie bietet mir die Übernachtung in ihrem Haus an, früher betrieb sie eine Pension. Sie mag die Geschichten von Radfahrern, das seien so interessante Leute. Ich möchte weiterfahren und lehne ab.

Etwa sieben Kilometer vor Luttingen steht ein Schild, das auf das Gasthaus zum Engel in diesem Ort hinweist. Ich rufe an und werde aufgenommen. Es ist ein Bett und Bike Gasthaus.

Von Luttingen sind es noch 160 km nach Hause, das ist meine letzte Tagesetappe. Es sind viele Kilometer, aber wenige Steigungen.

Zwischen Basel und Breisach fahre ich auf dem Rheinradweg, der unmittelbar am Rhein entlang führt. Ich war schon oft mit dem Rad in Basel, bin aber noch nie diesen Weg gefahren. Der Weg überrascht durch seine Naturbelassenheit, weit weg von Städten und Straßen, durch herrlichen Rheinwald.

In Breisach ist dann Deutschland einmal umrundet. Ich sitze wieder auf dem Bänkchen am Marktplatz und freue mich über die zurückgelegten Strecken. Auch Deutschland kann recht abwechslungsreich sein.

Auf dem Heimweg ist noch ein Regenbogen zu sehen. Ich werte dies als positives Signal für die Zukunft.