Von Ordway, CO nach Lander, WY

22. Juni: Ordway, CO nach Pueblo State Park, CO

Wieder so ein Tag für Frühaufsteher, um 05:00 Uhr wird gefrühstückt. Die Fahrerei verläuft dann recht flüssig.
Heute bin ich zusammen mit David und Ed aus Neuseeland geradelt. Die beiden gehören eigentlich nicht zu unserer Gruppe, radeln aber seit Wochen mit uns. Sie fassen, im Gegensatz zu meiner Gruppe, die Tour nicht als Wettkampf auf. Dieser Fahrstil gefällt mir deutlich besser und passt auch mehr zu meinen Möglichkeiten.

Hier, bei Pueblo, sind wir nun wirklich in der Wüste. Zudem brennt irgendwo die Landschaft, die Luft ist voller Rauch, insbesondere am Abend.

In Pueblo selbst gibt es tatsächlich eines der seltenen Fahrradgeschäfte. Ich habe einen neuen Tacho erstanden und am Abend eingebaut. Das Rad ist jetzt tiptop.

23. Juni: Lake Pueblo, CO nach Cañon City, CO

Das Frühstück ist heute zwischen 06:30 Uhr und 07:00 Uhr angesetzt. Ich bin zehn Minuten vor sieben zum diesem erschienen. Der Kaffee ist bereits weg, auch sonst nicht mehr viel übrig. Zu allem Überfluss werde ich auch noch aufgefordert jetzt aber doch endlich zum Frühstück zu erscheinen, da der Kaffee weg ist!! So sind eben echte Kollegen.

Die Etappe heute ist sehr kurz. Eigentlich war für morgen ein Ruhetag geplant, der aber so nicht stattfindet. Die ursprünglich für heute vorgesehene Etappe wurde zweigeteilt. Das zweite steile Teilstück von etwa 12 km werden wir morgen erklimmen.

24. Juni: Cañon City, CO nach Royal Gorge, CO

Der zweite geteilter Tag. Wir radeln satte 17 km zum Royal View Campground hoch.

Wegen der Waldbrände ist der Zugang zur Royal Gorge Brücke gesperrt. Die Brücke kann man jetzt nur vom Wasser oder vom Hubschrauber aus sehen. Beides kommt für mich nicht in Frage. Schade, das wäre eines "der" Ereignisse der Tour gewesen. Ansonsten ist ja nicht viel los.

Die Temperaturen sind jetzt viel angenehmer. Wir sind immerhin 2.000 m hoch, in der Nacht wird es richtig kalt. Und morgen wollen wir weiter klettern.

25. Juni: Royal Gorge, CO nach Fairplay , CO

Colorado besteht nicht nur aus Wüste. Mindestens zur Hälfte wird es von den Rocky Mountains durchzogen. Und genau dort befinden wir uns jetzt. Es ist hier wunderschön, wegen der Steigungen aber auch schwer zu beradeln.

Heute haben wir Höhe gemacht, von etwa 2.000 m auf 3.300 m – 50 km nichts als Steigung. Auf den letzten 20 km dann dazu ein starker Gegenwind. Nicht nur ich bin am Ziel völlig erschöpft. Wegen der schwierigen Strecke dürfen wir in einem Motel übernachten. Es ist für die USA ein ganz besonderes Motel, es hat kein Aircondition.

26. Juni: Fairplay, CO nach Breckenridge, CO

Heute haben wir endlich einen der geplanten Höhepunkte der Reise erleben dürfen: die Überquerung der Wasserscheide zwischen Atlantik und Pazifik beim Hossier Pass. Der Pass ist 3.518 m hoch, der höchste Punkt, den ich bisher mit dem Fahrrad erreicht habe, und auch der höchste Punkt dieser Reise.
Verglichen mit den Bergen Virginias ist dieser Pass einfach zu überqueren. Die Höhe hat sich bei mir durch ein leichtes Schwindelgefühl bemerkbar gemacht. Das ist beim Abfahren schnell wieder verschwunden.

Wir sind nun in Breckenridge, CO, einem ausgesprochenen Touristenort. Das Abendessen ist trotzdem erster Klasse und preiswert. Es gibt ein gegrilltes Hähnchen als Tagesgericht.

Am Fahrrad kündigen sich neue Probleme an. Unter Last knackt etwas, jeweils an derselben Stelle einer Pedalumdrehung. Es ist vermutlich das Lager einer Pedale. Da morgen wieder ein Ruhetag ist, habe ich Zeit die Pedalen zu ersetzen.

Was tun in Breckenridge? Vielleicht eine Fahrt mit einem Sessellift?

Tatsächlich habe ich die meiste Zeit für mein Fahrrad verwendet. Es beginnt damit, es gründlich zu putzen. Dann werden von einem Fachmann, der extra bei uns vorbeikommt und seine halbe Werkstatt mitbringt, die Kette und die Pedalen ausgetauscht. Er meint, damit sollte das Fahrrad die nächsten paar tausend Kilometer überstehen ( ... ich habe mir dabei gedacht: Ich hoffentlich auch). So um 16 Uhr ist das Ganze beendet. Ich fahre dann mit einer Seilbahn und anschließend mit einem Sessellift für ganze 10 $ auf den Hausberg von Breckenridge, bis zum Vista Haus.

28. Juni: Breckenridge, CO nach Hot Sulphur Springs, CO

Heute ernten wir die Früchte aller Anstrengungen der vergangenen Tage. Es geht 60 km bergab, sogar mit Rückenwind. Auch die Landschaft hat dramatisch gewechselt, vom Hochgebirge ins Mittelgebirge.

Heute kann ich fast mit dem Tempo der Spitzengruppe mithalten, obwohl es nicht nur bergab geht. Meine Kondition hat sich weiter verbessert, endlich.

Der Höhepunkt heute ist die Fahrt durch den Byers Canyon. Am Abend nehme ich noch ein Bad in den warmen Schwefelquellen und gehe dann tie­fen­ent­spannt ins Bett (Zelt).

29. Juni: Hot Sulphur Springs, CO nach Walden, CO

Wieder so ein Tag, an dem es unterwegs nichts zu kaufen gibt und auch keine Einkehrmöglichkeit besteht. Ich muss wieder alles, was ich unterwegs brauche, mitnehmen, u. a. drei Liter Wasser.

Die Route führt über den rund 3.300 m hohen Willow Creek Pass und die Abfahrt nach Walden ist leider mit neuen Anstiegen bei Gegenwind gespickt. Es ist wieder recht anstrengend.

Wir campen wieder in einem City Park, der keine Duschen hat. Dafür ist er sehr schön angelegt.
Für ein paar Jugendliche des Dorfes ist das der Hit. Sie fahren die halbe Nacht mit ihren Autos, die alle einen lauten Auspuff haben, am Park vorbei. Um 04:00 Uhr erdreistet sich jemand an meinem Zelt zu wackeln. Ernsthaft passiert ist nichts. Ausgeschlafen bin ich am nächsten Morgen nicht, dafür war ich in der Nacht verängstigt.

30. Juni: Walden, CO nach Saragota, WY

Das Frühstück ist jetzt wieder um 06:00 Uhr. Hier etwas auf Sparflamme, weil das einzige Geschäft in Walden nicht mehr hergibt.
Überhaupt scheint auf den kommenden Etappen die Versorgung nicht mehr gesichert. Wir haben für den Notfall eine Trockenmahlzeit, die sich mit kochendem Wasser zu einem Abendessen aufbereiten lässt, bekommen.

Wir sind jetzt in Wyoming. Hier gibt es wieder diese weiten Ebenen, die von steilen Hügeln durchbrochen werden. Und wie in Kansas weht oft ein starker Wind, heute auf den letzten 30 km, aus dem Norden.

01. Juli: Saratoga, WY nach Rawlins, WY

Solche 70 km, wie die zwischen Saragota und Rawlins, sind eine kleine Trainingsrunde. Es liegen keine großen Steigungen zwischen beiden Orten und es ist nahezu windstill. Ich bin um 07:00 Uhr losgefahren und bereits kurz vor 12:00 Uhr in Rawlins.

Man hat mich allerdings wieder mit der Höchststrafe belegt: Ich muss kochen. Diesmal gibt es keine Spaghetti Bolognese, sondern bodenständige deutsche Hausmannskost – Kartoffelbrei mit gebratenen Zwiebeln, dazu einen Salat und Hot Dogs. Das Essen ruft allgemeine Begeisterung hervor. Man sagt mir, wenn ich das nächste Mal dran bin, soll ich doch die doppelte Portion kochen. So lässt sich mit einfachen Dingen Freude erzeugen.

02. Juli: Rawlins, WY nach Jeffrey City (58 Einwohner), WY

Wieder ein ganz normaler Radtag. Auf einer Länge von rund 20 km wird allerdings an einer vielbefahrenen Straße die „Schulter“ erneuert. Da werde ich ein paar Mal gefährlich überholt. Am Nachmittag weht wieder dieser unangenehme Nordwind ins Gesicht.

Wir übernachten an einem sehr amerikanischen Ort, einer Bar in Jeffrey City. Sie ist eine Mischung aus Provisorium und Hüttenatmosphäre.

03. und 04. Juli: Jeffrey City, WY nach Lander, WY

Auf dem Papier sieht der heutige Abschnitt recht einfach aus. Tatsächlich ist es eine Plackerei. Die Gründe hierfür sind der Nordwind und die Hitze. Um eine Abfahrt von 6 Prozent runter zu kommen, muss man noch treten.
Am beeindruckendsten sind die herrlichen Landschaften durch die wir fahren. Der Verkehr ist sehr gering. Ich bin ab und zu stehen geblieben, um mich von der Landschaft inspirieren zu lassen. Es ist dann ganz still. Völlig ungewohnt für einen Europäer wie mich.

Wegen des Unabhängigkeitstages in den USA legen wir am 04. Juli in Lander, WY einen Ruhetag ein. Wir zelten auf dem Campingplatz eines Motels. Für Zimmer hat es beiAdventure Cycling nicht mehr gereicht. Bei dem Preis, den wir bezahlt haben, ärgerlich.
Ich stehe früh auf, wasche meine Klamotten und frühstücke anschließend bei McDonald's. Um 10:00 Uhr beginnt die Parade zum Unabhängigkeitstag. Unsere Gruppe darf daran teilnehmen. Als Deutscher habe ich allerdings darauf verzichtet.
Das Mittagessen nehmen wir im Stadtpark von Lander ein. Angeboten wird eine Büffelbratwurst mit Sauerkraut, Salat und einem Maiskolben. Die Büffelbratwurst schmeckt etwa so wie eine Rindsbratwurst.
Zum Abschluss der Feierlichkeiten gibt es ein Feuerwerk.

nach Friseurbesuch
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Ich habe die Radtour hier in Lander, WY beendet. Hierzu gibt es zwei Gründe:
Einer ist, dass ich für die Erholungstage eine Unterkunft in einem Hotel/Motel erwarte, um mich auch wirklich erholen zu können. Leider spartAdventure Cycling mit zunehmendem Reisefortschritt mehr und mehr daran. In Missoula, MT, dem Sitz des Verbandes, ist schon eine weitere zweitägige Ruhepause mit Zelt im Vorgarten eines Mitarbeiters geplant.
Ein anderer Grund ist die kaum vorhandene Solidarität in der Gruppe. Es gibt einige, die fahren immer noch ihr Radrennen, andere bezweifeln öffentlich die Fähigkeiten von Mitfahrern. Bei so etwas möchte ich nicht weiter dabei sein.

Nachdem die Gruppe Lander verlassen hat, ist eine neue Unterkunft in einem Motel gleich gefunden. Schwieriger wird es, das weitere Fortkommen zu organisieren. Schließlich habe ich, zu meiner großen Überraschung, herausgefunden, dass ein öffentlicher Bus alle paar Tage zwischen Lander, WY und Jackson Hole, WY verkehrt. In Jackson Hole kann ich, über einen deutschen Verleiher, einen Leihwagen mieten, mit dem ich am 09. Juli meine Tour, jetzt mit dem Leihwagen und ohne Gruppe, fortsetze.

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